Wenn die Knochen einfach brechen - Nicht warten, bis es zu spät ist

Sulingen

Welt-Osteoporose-Tag rückt eine zu wenig beachtete Erkrankung in den Fokus - Osteoporose rechtzeitig erkennen und möglichen Frakturen vorbeugen

Wenn die Knocheneinfach brechen
Welt-Osteoporose-Tag rückt eine zu wenig beachtete Erkrankung in den Fokus

LANDKREIS , Ein Straucheln auf der Treppe. ein schneller Griff ans Geländer und schon ist es passiert: Das Handgelenk ist gebrochen. Oder ein falscher Schritt bei der Gartenarbeit. Ein Sturz und der Oberhalsknochen bricht. Es sind Beispiele, die typisch sind für Knochenbrüche, die durch Osteoporose bedingt sein können.

Für derartige Knochenschwundfrakturen genügen vergleichsweise geringe Kräfte, weil die Knochen in ihrer Substanz und Struktur geschwächt sind. Da sich eine Osteoporose über lange Zeit, aber meist ohne Schmerzen oder andere Symptome entwickelt, ist der Knochenbruch oftmals das erste Anzeichen der Erkrankung.

Rund acht Millionen Menschen leiden in Deutschland an Knochenschwund. Doch aus Unwissenheit ziehen Betroffene bei einem Knochenbruch eine Osteoporose nur selten als Ursache in Betracht. Eine Umfrage der Internationalen Osteoporose Stiftung IOF (International Osteoporosis Foundation) unter mehr als 4000 Frauen und über 60 Jahren ermittelte 2018 den aktuellen Wissensstand zu Osteoporose. Das Ergebnis für Deutschland: 68 Prozent der Befragten wissen wenig oder nichts über Osteoporose. Sieben von zehn Frauen glauben, dass Knochenbrüche im höheren Alter die Folge  eine unglücklichen Sturzes oder Unfalls sind und nicht das Ergebnis einer Knochenerkrankung. Und für 58 Prozent gehören brüchige Knochen zu den unvermeidlichen Begleiterscheinungen des Älterwerdens. Die Folge: Die betroffenen riskieren weitere Knochenbrüche, stärkere Einschränkungen und Schmerze, die durch eine adäquate Behandlung der Ursache – also der Osteoporose – vermeidbar wären.

Anlässlich des Welt-Osteoporose-Tages am 20. Oktober erläutert Dr. Jens Peters, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie am Krankenhaus Sulingen  der Kliniken im Landkreis Diepholz, unter anderem, wie Osteoporose diagnostiziert werden kann und wie sich das Risiko, zu erkranken, verringern lässt. Lesen Sie Seite 3.

 

Nicht warten, bis es zu spät ist

Osteoporose rechtzeitig erkennen und möglichen Frakturen vorbeugen

LANDKREIS,  Handgelenk, Oberschenkelhals, Becken und Wirbelsäule- es sind vor allem diese Knochen, die infolge einer Osteoporose brechen. Die operative Behandlung derartige Frakturen gehören für Dr. Jens Peters, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie im Krankenhaus Sulingen der Kliniken im Landkreis Diepholz und seine Kollegen zum Tagesgeschäft. Wir sehen die Patienten eigentlich erst, wenn es zu spät ist",sagt Dr. Peters. Dabei könnten eine frühzeitige Diagnose einer Osteoporose und eine gezielte Behandlung der Erkrankung manchen schmerzhaften Knochenbruch vermeiden, so der Mediziner. Osteoporose ist eine Erkrankung der Knochen, unter der mehrheitlich Frauen jenseits des 50. Lebensjahres leiden. Häufigste Ursache ist die hormonelle Umstellung Im Verlauf der Postmenopause. Hierbei wirkt sich der Östrogenmangel negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Das normale Wechselspiel zwischen Knochenaufbau und -abbau verschiebt sich verstärkt in Richtung Knochenabbau. In der Folge verlieren die Knochen an Substanz und Festigkeit - sie werden brüchig.

Allerdings können nicht nur Frauen, sondern auch Männer von der Erkrankung betroffen sein. Sie trifft es jedoch seltener und in aller Regel erst im höheren Lebensalter ab etwa 70, 75 Jahren.

Als Risikofaktor gelten darüber hinaus zu wenig Bewegung, da fehlende Belastung der Knochen letztlich ebenfalls zu einem Abbau der Knochenmasse führt. Ebenso wirken sich zu viel Alkohol sowie ein übermäßiger Kaffeekonsum negativ auf die Knochen aus, da sie den Knochen Kalzium entziehen und damit ihre Stabilität vermindern. Und auch das Rauchen erhöht das Osteoporose Risiko. weil die inhalierten Inhaltsstoffe des Tabaks den Östrogenabbau verstärken. Frakturen infolge einer Osteoporose treten insbesondere am Handgelenk beziehungsweise am Unterarm an der Speiche (daumenseitig), am Oberarmknochen, am Schenkelhals, am unteren Beckenboden sowie an der Wirbelsäule auf. Wer zur Risikogruppe gehört, sollte überdies auch Rückenschmerzen ernst nehmen, wie Dr. Peters verdeutlicht, da eine Fraktur eines Wirbelkörpers da·hinter stecken könne.

Werden Personen, die zur Osteoporose-Risikogruppe gehören, mit einem Knochenbruch ins Krankenhaus eingeliefert, werde neben der akuten Versorgung der Fraktur auch grundsätzlich untersucht, ob eine Osteoporose ursächlich ist, um gegebenenfalls sofort mit einer medikamentösen Therapie zur Stärkung der Knochen beginnen zu können.

Damit ein Klinikaufenthalt gar nicht erst erforderlich wird, rät der Mediziner Personen mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko, selbst aktiv zu werden und mit einem Arzt zu erörtern, ob eine Knochendichtemessung zur Feststellung einer Osteoporose sinnvoll ist.

Darüber hinaus könne sich jeder vorbeugend verhalten. Regelmäßige Bewegung wie Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen hilft den Knochen, ihre Stabilität zu bewahren. Wichtig sei, regelmäßig im Freien aktiv zu wer· den. da nur unter dem Einfluss des Sonnenlichts Vitamin D aktiviert werde, das nötig ist, damit der Körper den wichtigen Knochenbaustein Kalzium nutzen kann. Gleichfalls wird zu einer ausgewogenen Ernährung mit kalziumhaltigen Nahrungsmitteln wie Milch und Käse geraten. Nitrathaltige Speisen wie gepökelte Wurstwaren sollten indes gemieden werden, da sie ähnlich wie Kaffee zur Gruppe der „Kalzium-Räuber“ gehören und die Knochen schwächen.

 

Presseartikel erschienen im Wochentipp am 16. Oktober 2019, von (mab)

Dr. Jens Peters, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie der Klinik Sulingen Foto: Reinert

Frakturen an Handgelenk und Speiche sind typische Verletzungen bei einer Osteoporose Foto: Clipdealer