Häufig Handverletzungen - Dr. Burkhard Rasch ist neuer Durchgangsarzt in Diepholz

Diepholz

Diepholz – Am häufigsten sind Handverletzungen. Etwa 2 000 Unfälle am Arbeitsplatz und auf dem Arbeitsweg sowie Verletzungen von Kindern und Jugendlichen in der Schule werden jedes Jahr in der Klinik Diepholz behandelt und für die Berufsgenossenschaften oder Gemeinde-Unfallversicherung dokumentiert. Auch Bagatellverletzungen in Schule und Beruf müssen erfasst werden, damit der Betroffene gegebenenfalls später Ansprüche geltend machen kann. Denn aus vermeintlich kleinen Schrammen können Komplikationen mit gesundheitlichen und finanziellen Folgen entstehen.

Die Verletzungen beurteilt der Durchgangsarzt, der über die Behandlung und das weitere Vorgehen entscheidet. Diese Funktion im Diepholzer Krankenhaus hat jetzt Dr. Burkhard Rasch. Er ist Nachfolger von Dr. Kristin Gebauer, die aus privaten Gründen nicht mehr an der Klinik Diepholz tätig ist.
Die Funktion eines Durchgangsarztes setzt eine umfangreiche Facharzt-Ausbildung voraus. Der 64-jährige Dr. Rasch ist Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und spezielle Unfallchirurgie. Er arbeitet – neben seiner Tätigkeit als Leitender Durchgangsarzt – in der Klinik Diepholz (beziehungsweise im dortigen Medizinischen Versorgungszentrum – MVZ) mit Privat-Dozent Dr. Frank Hinrichs zusammen, der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle orthopädische Chirurgie, Kinderorthopädie und Chirotherapie ist.

Dr. Rasch war zuvor zehn Jahre lang Leitender Oberarzt in der Orthopädie, Hand und Unfallchirurgie des Marienhospitals Vechta. Ärzte, die die hohen fachlichen Anforderungen erfüllen und sich als Durchgangsarzt bewerben, können die Zulassung durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – Spitzenverband der Berufsgenossenschaften und staatlichen Unfallversicherungen – bekommen.
Der Durchgangsarzt an der Klinik Diepholz behandelt und dokumentiert Verletzungen der ersten Stufe. Für schwerere Fälle in dem Verletzungsarten-Verfahren ist das Krankenhaus in Sulingen zuständig. Die schwersten Verletzungen werden von Krankenhäusern behandelt, die zum sogenannten Schwerst-Verletzungsarten-Verfahren zugelassen sind. „Die Einstufung der Klinik in eine der drei Versorgungsstufen hängt
von vielen Faktoren ab: Klinik-Größe und -ausstattung, vorhandene Facharztdisziplinen neben der Unfallchirurgie und Anzahl der Unfallchirurgen.

Pro Klinik gibt es immer nur einen Durchgangs-Arzt, der gegenüber den Berufsgenossenschaften medizinisch letztverantwortlich ist“, erklärt Dr. Rasch. In Notfällen – zum Beispiel nachts – erfolgt die akute Versorgung von Verletzungen durch Arbeitsunfälle zunächst durch den diensthabenden Arzt. Dr. Burkhard Rasch übernimmt dann nach seinem Dienstantritt das weitere Vorgehen.
„Die Stelle eines Durchgangsarztes ist für ein Krankenhaus ein wichtiger Standortfaktor“, erklärt Dr. Rasch. Auch finanziell sei das für den Klinikträger lohnend. Rasch: „Der Durchgangsarzt muss neutral sein. Er steht zwischen Patient und den gesetzlichen Versicherungen.“
Die Behandlung von Arbeitsunfällen sowie Unfällen in Schule und Hochschule sowie bei anderen bestimmten Tätigkeiten bezahlen nicht die Krankenkassen der Patienten, sondern die Berufsgenossenschaften oder andere staatliche Unfallversicherungen. Auch diese haben – wie alle Versicherungen – ein Interesse daran, die Kosten möglichst gering zu halten. „Der Patient hat die Beweislast“, betont Dr. Rasch. Wenn  beispielsweise jemand eine Knieverletzung, die er sich im Beruf zugezogen hat, erst nach Monaten meldet, wenn Komplikation auftreten, ist es schwierig, den Arbeitsunfall als Ursache zu beweisen. Somit sei der umgehende Besuch eines Durchgangsarztes sinnvoll. Erkennt die gesetzliche Versicherung den Arbeits- oder Schulunfall an, hat das für den Betroffenen gegenüber einem Unfall im privaten Bereich Vorteile: Die gesetzlichen Unfallversicherungen übernehmen alle Kosten – auch für Maßnahmen wie Krankengymnastik – und verzichten auf eine Selbstbeteiligung.
Insgesamt seien die Unfallzahlen im Beruf wie im Straßenverkehr in den vergangenen Jahren gesunken. Konstant geblieben sei laut Dr. Rasch hingegen die Zahl der Unfälle in Schulen und Tageseinrichtungen.
Somit komme der Behandlung von Kindern anteilmäßig eine immer höhere Bedeutung zu. „Ich behandele gern Kinder“, sagt der neue Diepholzer Durchgangsarzt. Es seien oft die einfacheren Patienten.

Artikel erschienen in der Kreiszeitung am Freitag, den 30.10.2020, von Eberhard Jansen